Aktionskonferenz Ukraine: Solidarische Netzwerke – Jetzt erst recht!

Die Genoss:innen vom Longo maï organisieren am 26.-28. August eine Konferent in der STRAZE Greifswald. Wir laden Euch herzlich ein: Eine Gelegenheit, sich während drei Tagen kennenzulernen, unterschiedliche Situationen und Haltungen zu verstehen und gemeinsam zu handeln – hier, in der Ukraine und in Russland.

Solidarische Netzwerke waren immer wichtig, jetzt sind sie wieder einmal überlebensnotwendig. Grundlegende Werte scheinen verloren zu gehen, Positionen verhärten sich, praktische Solidarität erschien kurzzeitig groß, aber hält sie langfristig an? Diskutiert wird viel, aber wie viel wird verstanden? Wir wollen mit Euch einen anderen Weg gehen – alte Netzwerke stärken und neue flechten!

Lasst uns zuhören, verstehen, fragen, diskutieren – und zu Taten schreiten!
Wir haben Analytiker*innen und Aktivist*innen aus der Ukraine und aus Russland eingeladen. Wir reden über die Auswirkungen der russischen Invasion auf die ukrainische Gesellschaft, die linken politischen Kämpfe, die russische Antikriegsbewegung und auf uns persönlich. Außerdem hören wir von zwei Basisinitiativen, deren praktischer Solidarität in der Ostukraine und diskutieren, wie wir sie unterstützen können.

Verstehen geht nicht nur über den Kopf: Die polyphonischen Sänger*innen der Gruppe Drevo nehmen uns mit in das vielfältige musikalische Kulturerbe verschiedener Regionen der Ukraine.

Kämpfe verbinden!
Samstag Nachmittag machen wir eine Pause im Programm, um die Möglichkeit zu haben, auf die Großdemo nach Rostock zu fahren: „Damals wie heute: Erinnern heißt verändern! 30 Jahre nach dem Pogrom in Rostock-Lichtenhagen“. Mehr Infos hier.

Organisatorisches
Bitte kümmert euch selbst um Unterkunft und Verpflegung.
Und meldet Euch bitte an: ulenkrug@systemausfall.org
Für alle Veranstaltungen wird es eine Übersetzung auf Deutsch und Englisch geben.

Wir freuen uns auf Euch!
Longo maï

Nach der russischen Invasion in die Ukraine –  solidarische Netzwerke, jetzt erst recht!

Mit Aktivist*innen aus der Ukraine und Russland
26. - 28. August 2022 - Greifswald, STRAZE, Stralsunder Straße 10

Programm

mit Übersetzung auf Deutsch und Englisch

Freitag, 26. August 22
18:00 – 20:00 Uhr Persönliche Perspektiven

Eröffnung und Fotoausstellung "Gesichter und Geschichten"

Wir eröffnen das Wochenende mit der Vorstellung der Hintergründe dieser Veranstaltungsreihe. Und mit unserer Perspektive als europäische BewegungLongo maïauf die Auswirkungen des Krieges.

Gezeigt werden die Fotoausstellungen von Magdalena Menzinger (Deutschland) und
Oleksandr Glyadelov (Ukraine), die die widersprüchlichen Folgen des Krieges in der Ukraine aufzeigen – die Zerstörung von Leben aber auch die humane und gegenseitige Unterstützung.

Magdalena Menzinger war einen Monat im Dorf Nyzne Selishche (ukrainisches Transkarpatien, 3000 Einwohner*innen). Dort sind seit Anfang des Krieges rund 1000 Binnenflüchtlinge angekommen. Sie dokumentiert, wie die Einwohner*innen und die Binnengeflüchteten füreinander einstehen.

Der bekannte ukrainische Dokumentarfotograf Oleskandr Glyadelov zeigt die verheerenden Folgen der russischen Militäraggressionen gegen die Ukraine in der Region von Zaporizhia/Ostukraine auf.

Samstag, 27. August 22
10:00 – 12:30 Uhr Antiimperialistische Perspektiven von ukrainischen und russischen Feministinnen

Podiumsdiskussion “Was ist das Recht auf Widerstand?”

Oksana Dutchak, Soziologin, marxistische Feministin und Mitherausgeberin des linken ukrainischen Magazins “Commons”.

Feministisches Manifesto https://commons.com.ua/en/right-resist-feminist-manifesto/

Die russische Invasion hat katastrophale Konsequenzen, nicht nur für die ukrainische Bevölkerung. Die beginnende Krise hat mehrere regionale und globale Dimensionen: sie kann langfristige Auswirkungen auf die regionalen Arbeitsmärkte, die globale Sicherheit, die Ernährungssicherheit, die Umweltpolitik usw. haben. Darüber hinaus hat sie dramatische Folgen für die Perspektiven einer fortschrittlichen Solidarität angesichts dringender Herausforderungen.

Was können wir aus der russischen Invasion für unsere linken Kämpfe mitnehmen? Zum Beispiel: Warum und wie haben Teile der Linken den imperialen Charakter der Invasion übersehen können? Was heißt es eigentlich, den Krieg abzulehnen? Was heißt es, Menschen aus der Ukraine zu unterstützen? Was sind die Perspektiven für regionale und globale linke Gruppen nach der russischen Invasion?

Aleksandra Talaver von der russischen feministischen Antikriegsgruppe "Feminist antiwar resistance (FAR)".

FAR Manifesto https://docs.google.com/document/d/1DihGbEo6TIOTsVEdNhb38xwBbfGXQKt4YaxB8-Ksl9s/edit#heading=h.pv8f0qfeljz8.

Mehr Infos unter: http://t.me/femagainstwarr

Der russische Widerstand gegen den Krieg nimmt inzwischen viele verschiedene Formen an: Straßenaktionen, Straßenkunst, Aufkleber, Flugblätter, Performanzen im öffentlichen Raum, Online-Aktivismus usw. Darüber hinaus gibt es radikalere Aktionsformen: Eisenbahnpartisanen, Angriffe auf militärische Infrastrukturen, Beteiligung am militärischen Widerstand gegen den russischen Imperialismus in der Ukraine sowie Zusammenarbeit mit Soldaten und Militärs (Unterstützung für das Recht, nicht in den Krieg ziehen zu müssen).

Schließlich sehen wir eine wachsende Unzufriedenheit an den Arbeitsplätzen: Es gibt immer mehr Arbeitskollektive, die mit Streiks drohen oder diese durchführen. Wir hoffen, dass die Antikriegsbewegung wieder erstarkt und dass sich alte Kräfte bündeln lassen und dadurch zu neuen, lokalen Kampagnen führen.

Als feministischer Anti-Kriegs-Widerstand wollen wir die Kämpfe am Arbeitsplatz mit unserem Anti-Kriegs-Fonds unterstützen, der die Position der Arbeiter*innen stärkt, und den lokalen Gruppen hilft mehr Medienaufmerksamkeit und Unterstützung zu bekommen.

Wir machen uns jedoch keine Illusionen, dass wir den Krieg allein stoppen können - ohne einen starken ukrainischen Widerstand gegen den russischen Imperialismus und folglich russischen Soldaten, die gegen den Krieg rebellieren, sehen wir unsere Zukunft eher düster.

Programmpause - ab 14:00 Uhr Großdemo

„Damals wie heute: Erinnern heißt verändern! - 30 Jahre nach dem Pogrom in Rostock-Lichtenhagen“

Das brennende Sonnenblumenhaus ist bis heute ein Symbol rechter Gewalt. Aber nicht nur hier und nicht nur 1992 werden unzählige Menschen durch rechte und rassistische Gewalt verletzt, getötet und traumatisiert. Wir werden in Lichtenhagen gemeinsam für eine Gesellschaft ohne Ausbeutung, Ausgrenzung und Unterdrückung auf die Straße gehen. Erinnern heißt verändern!

20:00 – 22:00 Uhr Kulturelle Perspektive
Konzert mit DREWO

Polyphonischer Gesang nach ukrainischer Tradition

Die Gruppe untersuchte Klängen und Stimmen verschiedener Regionen der Ukraine. Sie stellen uns ihre Ergebnisse mit ihrem mehrstimmigen Gesang dar.

Sonntag, 28. August 22
10:00 – 12:00 Uhr Soziologische Perspektive

Vortrag „Welche Auswirkungen hat der Krieg auf soziale Sicherheit, Wohnen und Bildung“ danach Q&A

Natalia Lomonosova - Forscherin am Forschungszentrum Cedos, beschäftigt sie sich mit den Themen soziale Regeln, Beschäftigung und Migration.

Mitautorin der Nachrichtenseite “Politische Kritik an der Ukraine”. Aktivistin der „sozialen Bewegung“ (Sotsialnyi Rukh).

Anastasia Bobrova – Analystin und Projektmanagerin am Forschungszentrum Cedos beschäftigt sie sich mit den Themen Stadtentwicklung, Zivilgesellschaft und städtische soziale Bewegungen, Freizeit und Kultur, Sozialpolitik

Unsere Gäste werden in diesem Vortrag darüber berichten, wie der Krieg das Leben der Ukrainer*innen und die wichtigsten Allgemeingüter beeinflusst hat – soziale Sicherheit, Wohnen und Bildung. Natalia und Anastasia werden ihre Ergebnisse von zwei Forschungsprojekten von Cedos vorstellen, in denen es um persönliche Erfahrungen, Gedanken und Gefühle seit Anfang des Krieges geht.

Mehr Informationen: cedos.org.ua

13:00 – 16:30 Uhr Graswurzelperspektive

Praktische gegenseitige Hilfe in der Ostukraine - Vorstellung von Basisinitiativen aus Dnipro und Charkiw danach Q&A

Dmytro Mishenin, Vorsitzender der humanitären Initiative "Angel of Salvation"

«Angel of Salvation» ist eine selbstorganisierte Basisinitiative aus Dnipro www.facebook.com/yangoli.spasinnya

Sie haben seit Anfang des Krieges mehr als 22.000 Menschen aus der Luhansk- und Donetsk-Region gerettet. Jede Woche verteilen sie 1.300 humanitäre Hilfspakete.

Dmytro Mishenin wird persönliche Erlebnisse des Krieges teilen: Mit welchen Problemen Hilfsorganisationen konfrontiert sind und welche Hilfe sie jetzt brauchen.

Sergiy Chubukov, Mitglied der Küchengruppe "NEBO (Himmel)"

Die Küchengruppe «Nebo» ist eine selbstorganisierte Initiative, die sich auf humanitäre Hilfe in der Charkiv-Region fokussiert hat.

Sie kochen und verteilen warme Mahlzeiten in die Luftschutzbunker, in Krankenhäuser usw. www.mn.org.ua

Sergiy Chubukov erzählt die Geschichte vom Erfolg und der Kooperation von Basisinitiativen in der Ostukraine am Beispiel Charkivs: Wie ehemalige Arbeiter*innen, Restaurant-Besitzer*innen, Lehrer*innen und DJ zusammen kamen und begannen zu kochen. Wie eine kleine Küche ein Ort geworden ist, der 7.000 Essen pro Tag verteilt.

17:00 Uhr Abschluss