Kundgebungstour: Gedenken heißt verändern!

Anlässlich des Gedenkens an das Pogrom in Rostock-Lichtenhagen erweitern wir den Blick: Mit einer Kundgebungstour von Rostock über Schwerin nach Horst benennen wir diejenigen Akteur:innen, die in der Debatte oft vergessen werden. Wir sprechen über Kontinuitäten von Rassismus und Kontinuitäten von Widerstand.

Hier findet ihr die DOku zur Tour mit Redebeiträgen und Eindrücken:

 

Aufruf zur Kundgebungstour

Dieses wie jedes Jahr: Gedenken heißt verändern!
Kontinuitäten von Rassismus und Widerstand

21. August 2022 - Kundgebungen & Bustour in Rostock, Schwerin, Nostorf-Horst

Die Tour ist im Wesentlichen ein inhaltlicher Beitrag zum Gedenken an das Pogrom. Wir wollen den Blick für Akteur:innen rund um das Pogrom hinaus erweitern: Sowohl räumlich, als auch zeitlich auf die Auswirkungen der rassistischen Angriffe und Gesetze. Außerdem legen wir einen Fokus auf die Widerstände von Betroffenen und Aktivist:innen.

10 Uhr Rostock - Rathaus, Neuer Markt
11 Uhr Schwerin - Innenministerium, Pfaffenteich Südufer
14 Uhr Horst - Aufnahmelager, Nostorfer Straße 1

Tickets für die Tour

Tickets könnt ihr demnächst in Rostock kaufen. Den Ort veröffentlichen wir zeitnah. Ihr könnt uns auch eine Mail schreiben, dann reservieren wir euch einen Platz.

Wir fahren mit dem Solibus.

Rostock, Schwerin, Horst - Worum gehts?

Solidarität und Widerstand

Wo es Rassismus gibt, gibt es Widerstände. Menschen wehren sich gegen Unterdrückung, aus Sehnsucht nach Freiheit und aus Solidarität. Wir verfolgen die Spuren des Widerstands gegen gewalttätigen und institutionellen Rassismus durch 30 Jahre Geschichte in Mecklenburg-Vorpommern: Die Solidarität der jüdischen Aktivist:innen im Oktober 1992, die Bleiberechtskämpfe der vietnamesischen Vertragsarbeiter:innen Ende der 1990er in Schwerin, die Proteste von Asylsuchenden in Nostorf-Horst in den 2000ern.

Wir machen am 21. August gemeinsam Widerstände sichtbar!
Wir werden laut gegen Rassismus!

Kundgebung in Rostock am Rostocker Rathaus

21. August, 10 Uhr

Das Pogrom vom 22.-26. August 1992 vor dem Sonnenblumenhaus in Rostock-Lichtenhagen wurde von den zuständigen Politiker:innen nicht verhindert. Die Verantwortlichen im Rathaus von Rostock nahmen die Ankündigungen der Gewalt nicht ernst und schritten nicht ein, um die angegriffenen Geflüchteten und Vertragsarbeiter:innen zu schützen. Als im Oktober 1992 jüdische Aktivist:innen aus Frankreich eine Solidaritätsaktion für die betroffenen Sinti:ze und Rom:nja durchführten, wurden nicht wenige festgenommen.

Wir erinnern an der Stele "Politik" an das staatliche Versagen, aber auch an frühe Versuche die historischen Kontinuitäten des Rassismus in Deutschland und des Pogroms in den Fokus zu nehmen.

Beiträge im Rahmen der Kundgebung:

Titelbild: Umbruch Bildarchiv

Programm ab 10 Uhr

Rassistische Kontinuitäten bennenn: Soli-Aktion jüdischer Aktivist:innen am Rostocker Rathaus im Oktober 1992.
Redebeitrag von zeitgenössischen jüdischen Aktivist:innen

Mobilisierung zur Demo am 27. August
Redebeitrag vom Bündnis "Gedenken an das Pogrom. Lichtenhagen 1992"

Rostock - Schwerin: Busfahrt ist Programmzeit!

Die Nachwirkungen von Rostock-Lichtenhagen: Einrichtung der neuen Erstaufnahmestelle in Nostorf-Horst
Vortrag von Cindy Hader

Kundgebung am Schweriner Innenministerium

21. August, 11 Uhr

Statt die berechtigten Forderungen der vietnamesischen Vertragsarbeiter:innen nach dauerhaftem Bleiberecht nachzukommen, etablierten die Verantwortlichen im Innenministerium rassistische Gesetze. Landespolitik und Bundestag verschärften im Rahmen des sog. „Asylkompromiss“ die Asylgesetze und schafften das Grundrecht auf Asyl de facto ab. Die Entscheidung die Zentrale Aufnahmestelle für Geflüchtete (ZASt) von Rostock an den Rand von Mecklenburg-Vorpommern zu verlegen, kann als Nachgeben der Politik gegenüber der Gewalt des Pogroms verstanden werden.

Das Gedenken an das Pogrom ist meist ein kommunales Gedenken. 2021 verließ es erstmals die Rostocker Stadtgrenzen in Richtung Horst. In diesem Jahr benennen wir auch die Verantwortlichen im Ministerium. Denn rassistische Gewalt und institutioneller Rassismus gehen Hand in Hand.

Beiträge im Rahmen der Kundgebung:

  • Hörspiel "Das Sonnenblumenhaus" mit Dan Thy Nguyen
  • Redebeitrag: Bleiberechtskämpfe der vietnamesischen Vertragsarbeiter:innen

Programm ab 11 Uhr

Hörspiel "Das Sonneblumenhaus", sowie ergänzender Beitrag
Mit Autor Dan Thy Nguyen

Kampf ums Bleiberecht der vietnamesischen Vertragsarbeiter:innen in den 90er Jahren
Redebeitrag angefragt

Schwerin - Horst: Busfahrt ist Programmzeit!

No Lager und Break Isolation! Proteste gegen Abschiebungen und Sammellager in MV in den 2000ern
Story Telling von Aktivist:innen von  "No Lager!"

Kundgebung vor dem Erstaufnahmelager Nostorf-Horst

21. August, 14 Uhr

Das Aufnahmelager Nostorf-Horst steht als stummes Mahnmal etwa 180 km entfernt von Lichtenhagen am Rande Mecklenburg-Vorpommerns. Es existiert als Nachfolgeeinrichtung der ZASt in Lichtenhagen bis heute und wurde bewusst aus dem Blick der Öffentlichkeit verbannt. Unter dem Motto „Gedenken heißt verändern“ rufen wir anlässlich der 30. Jahrestage des Pogroms in Erinnerung: Die Auswirkungen des Pogroms bestehen bis heute, in Gesetzen und Institutionen.

In Horst protestieren seit mehr als 20 Jahren Bewohner:innen und Unterstützer:innen gegen die Bedingungen im Lager. Als "AnkER-ähnliche Einrichtung" steht Horst zudem für die Asylgesetzverschärfungen der großen Koalition und die europäische Abschottungspolitik.

Beiträge im Rahmen der Kundgebung:

  • Ankommen in Horst, aktiv werden in MV (Initiative Jugend spricht)
  • Kritische Betrachtungen zum Aufnahmelager und zum Gedenken an das Pogrom (Women in Exile)

Mehr Infos zu Nostorf-Horst, hier klicken.

Rassistische Gewalt und institutioneller Rassismus gehen Hand in Hand, leider bis heute. Unsere Forderungen gehen daher weit über kommunalpolitische Anliegen rund um das Gedenken der Hansestadt Rostock an das Pogrom in Lichtenhagen hinaus:

Bewegungsfreiheit für alle!
Alle Lager schließen!
Rassistische Gesetze abschaffen!
Abschiebungen stoppen!

Programm

ab 13 Uhr Mahnwache "Break Isolation" mit Rostock hilft e.V., Law Clinic Rostock e.V., Innenstadtgemeinde Rostock

ab 14 Uhr Redebeiträge:

Ankommen in Nostorf-Horst, aktiv werden in Mecklenburg-Vorpommern
Redebeitrag von Sayed Hashimi (Initiative Jugend spricht)

Gegen Sammellager und Rassismus: Kritische Betrachtungen zu Horst und dem Gedenken an das Pogrom in Lichtenhagen
Redebeitrag von Women in Exile

Proteste gegen die Aufnahmeeinrichtung Nostorf-Horst
Redebeitrag angefragt

Horst - Rostock: Rückfahrt ist Pausenzeit
Ankunft am Hauptbahnhof Rostock