Initiative kritisiert wiederholt Sammellager in Zeiten von Corona
Folgenden Text haben wir heute als Pressemitteilung veröffentlicht.
Das Erstaufnahmelager Nostorf-Horst in MV steht seit einigen Tagen unter einer vollständigen Isolation von der Außenwelt. Pro Bleiberecht kritisiert dieses Vorgehen und fordert, Asylsuchende sofort aus Sammellagern in kleinere Unterkünfte zu verteilen, wo Betroffene das Ansteckungsrisiko mit Corona besser selbst kontrollieren können.
"Die Verantwortlichen haben das Camp komplett abgeriegelt. Niemand darf rein oder rausgehen. Die Verantwortlichen bekennen damit, dass das Sammellager an sich ein höchst gefährlicher Infektionsherd ist, in dem das Infektionsgeschehen nicht kontrollierbar ist. Sie ziehen nur die völlig falschen Konsequenzen", schildert Hanna Berth von Pro Bleiberecht.
Laut der Allgemeinverfügung des Landkreises betrachtet dieser sämtliche Bewohner*innen der Einrichtung als "definierte Gruppe", die potentiell Kontakt zu positiv getesteten Menschen hatten und legitimiert damit die pauschale vollständige Isolation aller Bewohner*innen.
Dies widerspricht dem gängigen Vorgehen. Quarantäne wird normalerweise nur dort angeordnet, wo jemand nachweislich Kontakt mit Infizierten hatte. In Horst gilt die Quarantäne für alle. Einige Bewohner*innen werden zudem in einem Haus auch innerhalb der Einrichtung isoliert und hinter einem Gitter aus Bauzäunen eingesperrt. Pro Bleiberecht kritisiert die Abschottung der Asylsuchenden aufgrund dieser Ungleichbehandlung als rassistisches Vorgehen.
"Ein Beispiel: Wenn ein Kollege von mir in einer Firma mit 200 Mitarbeitenden positiv getestet wurde, muss ich nur in Quarantäne, wenn ich direkten Kontakt zu ihm hatte. Es wird nicht die komplette Firma dicht gemacht und zusätzlich ein Bauzaun um Kontaktpersonen errichtet", veranschaulicht Berth. "Man gibt hier gerade einerseits zu, dass das Infektionsrisiko in Sammellagern höher ist als andernorts. Aber statt die Betroffenen aus dieser gefährlichen Zwangssituation rauszuholen, sperrt man sie mehr als 10 Tage darin ein. Man misst also der Gesundheit der Menschen außerhalb der Lager einen größeren Wert bei als dem Gesundheitsschutz der Asylsuchenden. Das ist ein zutiefst rassistisch geprägter Impuls."
Pro Bleiberecht kritisiert seit März, dass die Unterbringung von Asylsuchenden in Sammellagern in Zeiten von Corona noch falscher ist als sonst auch. Die Initiative fordert, die entsprechenden Unterbringungen sofort aufzulösen und Asylsuchende dezentral unterzubringen. Nur so ist ein selbstbestimmtes Leben möglich.
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Pro Bleiberecht ist eine antirassistische Initiative, die sich mv-weit für die Rechte der Asylsuchenden und Geflüchteten einsetzt. Ein Fokus der Initiative liegt auf Protesten gegen das Aufnahmelager Zentrum Nostorf-Horst, an dem seit Jahren Kritik besteht.