Wir nehmen den heutigen Tag, das Gedenken an Mehmet Turgut, zum Anlass drei Plakate zu veröffentlichen, mit denen wir an Mehmet Turgut, Dragomir Christinel und Mohammed Belhadj erinnern. Die drei wurden in den letzten 30 Jahren von Faschos in Mecklenburg-Vorpommern ermordet.
Plakate zum Download (hier klicken)
Wir sehen eine Verbindungslinie zwischen den Pogromen und Überfällen zu Beginn der 90er Jahre über die Gewalt in den 2000ern, u.a. das Terrornetzwerk NSU, und die Attenate von heute hin zu institutionellem Rassismus. Institutioneller Rassismus in Behörden und Polizeien bereitet den Weg für organisierte Gewalt und Morde. So lange sie auf dem rechten Auge blind bzw. teilweise sogar involviert sind, haben Rassisten nicht genug Konsequenzen zu befürchten.
Die rechten Attentate der letzten Jahre bilden die umfassenden menschenverachtenden Ideologien von Nazis ab: Vom Anschlag auf das sozialdemokratische Jugendcamp in Utoya 2011 über den antisemitischen Anschlag in Halle 2019 bis hin zur öffentlichen Frauenverachtung nahezu aller Rechtsterroristen.
In Mecklenburg-Vorpommern wurden seit 1990 10 Menschen von Faschos ermordet. Wir haben Plakate zu den drei Opfern erstellt, die eine Fluchtgeschichte hatten. Die meisten der Ermordeten waren Obdachlose, die aufgrund sozialdarwinistischer Ideologien Zielscheibe von Nazis wurden. Wir freuen uns, wenn Gruppen oder Einzelpersonen ergänzend Plakate über Norbert Plath (Ahlbeck, 2000), Karl-Heinz L. (Butzow, 2012), Boris Morawek (Wolgast, 1996), Eckhard Rütz (Greifswald, 2000), Klaus-Dieter Gerecke (Greifswald, 2000), Horst Gens (Sassnitz, 1997), Jürgen Seifert (Wismar, 2000) erstellen und so oder auf andere Weise die Erinnerung auch an sie in den öffentlichen Raum tragen.
Das Gedenken an die Opfer von Gewalt ist vorrangig ein Gedenken an die Menschen, deren Leben zu früh ein grausames Ende gefunden haben. Mit den Plakaten möchten wir auf rassistische Gewalt gegen Menschen of Colour in Mecklenburg-Vorpommern aufmerksam machen. Wir möchten anregen, sich mit ihren Geschichten und ihrem Leben zu beschäftigen. In den Fällen von Dragomir Christinel und Mohammed Belhadj sind wir zudem auf der Suche nach Freund*innen und Angehörigen.
Wir möchten euch darüber hinaus auffordern, euch die Losung aus Hanau zu Herzen zu nehmen: Erinnern heißt verändern. Dies darf nicht nur im Rahmen des Gedenkens geschehen, sondern muss für eine antirassistische Haltung und aktives Handeln im Alltag mit sich bringen. Macht euern Mund auf, wenn ihr Rassismus beobachtet. Akzeptiert nicht die rassistische Isolationspolitik, die gegen Asylsuchende eingesetzt wird. Verändert euch selbst, eure eigenen Vorurteile und euer Umfeld. Verändert die Gesellschaft. Nehmt die Erinnerung zum Ausgangspunkt.