Am 15. März gestaltete ein Rostocker Künstler aus Syrien die Hangmauer des Peter-Weiss-Haus mit einem 65 Meter langen Bild. Anlass war der Jahrestag der syrischen Revolution. Wir wollen euch hier die Symbole auf dem Bild erklären.
Das Wandbild
Sie Revolution in Syrien begann als friedlicher Massenprotest. In Syrien erhoben sich die Menschen während des andauernden arabischen Frühlings, weil sie die Erfolge der Bewegungen in Tunesien und Ägypten sahen. Die ersten Proteste gab es am 15. März 2011 in Daraa. Anlass war der Mord an mehreren Kindern, die regimekritische Sprüche an die Wände ihrer Schule gesprüht hatten. Zunächst forderten die Eltern, dass die Kinder frei gelassen werden. Sie bekamen ihre Kinder tot mit eindeutigen Folterspuren zurück.
Die syrische Revolution war und ist eine kreative Bewegung. Schaut euch unbedingt die Datenbank "Creative Memory" an. Sie dokumentiert den künstlerischen Protest der Aktivist:innen in Syrien und im Exil. Das Wandbild würdigt die tausenden Künstler:innen und das Risiko, das sie auf sich genommen haben.
Um euch zur syrischen Revolution zu belesen, empfehlen wir euch dringend das kürzlich erschienene Buch "Syriens verwaiste Revolution" von Ziad Majed. Er zeichnet die Revolution nach, aber auch die Politiken der beiden Assad-Diktatoren und das jahrelange Versagen der internationalen Gemeinschaft seit 2011, das Syrien zum Experimentiertfeld für die Regime dieser Welt gemacht hat. Hier ein online-Vortrag von ihm:
Die Fahne der syrischen Revolution
Die Farben grün, weiß, schwarz mit drei roten Sternen werden von der Opposition in Syrien seit 2011 wieder verwendet. Die Flagge war offizielle Staatsflagge von 1961-1963 bis zum Putsch durch die Baath-Partei. Die Opposition bezieht sich darauf, weil in diesem Zeitraum das letzte Mal demokratische Wahlen stattfanden.
Der Olivenzweig
... ist ein Symbol des Friedens. Olivenbäume stehen zudem für Widerstand, weil sie langlebige und robuste Bäume sind.
11 Jahre Revolution
Das Bild an der Hangmauer entstand am 11. Jahrestag der syrischen Revolution. Die Revolution begann als friedlicher Massenprotest gegen die nominell sozialistische Diktatur. Die Opposition organisierte sich zunächst dezentral in Kommitees in verschiedenen Städten. Verbunden waren sie durch die Sozialen Medien, wo Aktivist:innen ausführlich ihre Proteste dokumentierten. Hierzu ist die Doku "Our memory belongs to us" sehr empfehlenswert.
Der zentrale Slogan war von Beginn an: "Wir wollen Freiheit und Würde". Das Assad-Regime rang die Proteste brutal nieder. Es belagerte ganze Städte und inhaftierte nach Schätzungen des syrischen Netzwerks für Menschenrechte seit 2011 etwa 100.000 Menschen. Die Repression des Assad-Regimes dient dazu, Menschen zum Schweigen zu bringen. Brutalität ist Mittel und Zweck. Dennoch bleiben Aktivist:innen der Revolution weiterhin aktiv, in den verschiedenen Regionen des Landes und im Exil.
Giftgasangriffe
Das syrische Regime hat mehrmals verschiedene chemische Kampfstoffe gegen die Bevölkerung eingesetzt. Es ist damit straflos davon gekommen. Eine Mischung aus Propaganda und Unwillen der internationalen Gemeinschaft führten dazu, dass sich das Regime immer größere Verbrechen erlaubt hat.
"Assad, oder wir brennen das Land nieder"
Zu Beginn der Revolution drohte das Regime mit diesem Spruch den Protestierenden. Aktivist:innen erzählen, dass Anhänger des Regimes diesen Spruch in allen Städten an die Wände schrieben. Assad hat seine Drohung wahr gemacht, auch das seht ihr im Wandbild. Demgegenüber haben Aktivist:innen in ganz Syrien ihre Ideen von Freiheit und Demokratie viele Jahre lang verteidigt. Wir empfehlen euch das Buch „Die geheime Bibliothek von Daraya“, den Graphic Bnovel „Freedom Hospital“ und die Doku „Für Sama“, die euch Einblicke in die Kämpfe der Aktivist:innen geben.
Assad, Putin: Verbrecher
Russland unterstützt Syrien schon lange. Zu Beginn nutzte Putin seinen Einfluss in internationalen Gremien, seit 2015 ist russisches Militär in Syrien im Einsatz. Aktivist:innen aus Syrien sagen ganz deutlich: Ohne Putin wäre Assad bereits gestürzt. Putin und Assad teilen Ideologie und Grausamkeit. Hier eine spannende Infoveranstaltung zum Thema:
"Z"
Das Z ist ein Symbol für das russische Militär geworden. In der Ukraine kennzeichnen russische Truppen ihr Kriegsgerät damit. Es hat starken Propagandacharakter entwickelt und wird von Unterstützer:innen des Angriffskriegs breit geteilt und als ideologisch festigendes und verbindendes Symbol eingesetzt.
Russicher Einmarsch in der Ukraine
Der Künstler Mohamad Hamdun möchte seine Solidarität mit den Menschen darstellen, die jetzt aus der Ukraine fliehen. Es ist ein Signal der Empathie und des Willkommens hier, wo es sicher ist. Oppositionelle Syrer:innen wissen um die grenzenlose Brutalität, zu der Putin bereit ist und fordern seit Jahren Sanktionen gegen Russland.
Wenn wir die derzeitige Situation in der Ukraine bewerten, müssen wir die vergangenen Jahre in Syrien ins Auge fassen. Bomben auf Krankenhäuser haben System. Die Humanitäre Katastrophe hat System.
Weizenfelder
Sowohl in Syrien als auch in der Ukraine ist die Produktion von Weizen die Lebensgrundlage vieler Menschen im landwirtschaftlichen Sektor. Dies verbindet die Menschen in beiden Ländern ebenso wie der Kampf gegen die beiden Diktatoren Assad und Putin.
Rote Blumen
Die roten Mohnblumen stehen für das Blut der Opfer der Kriege.