Redebeiträge zum Tag der Menschenrechte

Auf der Kundgebung anlässlich des Tags der Menschenrechte haben wir einige Redebeiträge von mehreren Redner*innen gehört. Ihr könnt sie hier nachlesen. Außerdem haben wir für die online-Petition von PRO ASYL gegen europäische Haftlager und den Appell von Adopt A Revolution gegen jede Zusammenarbeit mit dem Assad-Regime geworben.

Zudem haben wir diese Pressemitteilung veröffentlicht.

Keine Abschiebungen nach Afghanistan!, Beitrag von Jugend spricht

Hallo zusammen,

sehr geehrter Innenminister Renz,

sehr geehrte Minister*innen der anderen Bundesländer,

heute ist Tag der Menschenrechte und deswegen möchte ich Ihnen meine Rede über Abschiebungen nach Afghanistan näher bringen.

Stoppt die Abschiebung von Geflüchteten, hört auf damit unschuldige Bürger*innen in eine Todeszone zu schicken.

Hört auf mit den Leben von Menschen zu spielen. Die Erlebnisse meiner Kindheit in Afghanistan zeigen mir, dass es nie zu spät ist, um Menschenleben zu retten.

In 2016 unterzeichneten die EU und Afghanistan einen Vertrag um angeblich auch Leben zu retten: Aber war es wirklich um Menschen ein besseres Leben zu geben, oder um die Zahl der Toten zu erhöhen?

Ich glaube, dass der Präsident Afghanistans, Ashraf Ghani, nur seine Taschen mit Euros, Pfund und Dollar füllt, und die Taschen seiner idiotischen Krieger mit Kugeln und Selbstmordwesten. Die EU war glücklich als sie einen Vertrag unterzeichnete, der es erleichtert afghanische Flüchtlinge zurück zu schicken, aber warum fragen Sie nicht nach der Sicherheit für die Menschen Afghanistans, die Ihnen in dem Vertrag versprochen wurde? Wir haben sie nicht bekommen. Denkt nicht, dass ihr so arrogant sein könnt, nur weil ihr Geld habt, Politiker hier und dort.

Wo ist die Sicherheit, die Ghani in 2016 versprochen hat?

Afghanistan ist ein sicherer Ort, die Bevölkerung ist sicher“ – das wurde der EU 2016 versprochen. Wo ist diese Sicherheit heute?

Deutschland war eins der Länder, die zugestimmt haben Afghanistan als ein sicheres Land einzustufen, deswegen möchte ich Angela Merkel fragen: Wenn Afghanistan ein sicheres Land ist, warum ist Deine Armee dort?

Und ich würde die EU fragen: was macht die NATO in Afghanistan? Sind sie dort um Terrorismus zu bekämpfen und Bürger*innen zu befreien, oder nur um die Steuern europäischer Bürger*innen zu nutzen?

Denn die Wirklichkeit sieht anders aus: Die Bevölkerung Afghanistans lebt in Angst um ihr Leben.

Für europäische Politiker*innen wird Menschlichkeit wichtig, wenn ihre eigenen Bürger*innen in Gefahr sind. Aber wo ist diese Menschlichkeit, wenn es um afghanische Geflüchtete geht? Warum werden Menschen dorthin zurückgeschickt? Sind wir Geflüchtete nicht auch Menschen? Oder denkt ihr, dass durch unsere Herkunft Gewalt zu unserem Schicksal wird, ohne dass man etwas daran ändern kann?

Was bedeutet das Wort Flüchtling für Euch, möchte ich die Politikerinnen und Politiker der EU fragen. Für mich bedeutet es, dass eine Person nicht in ihr Land zurückkehren kann, dass es für sie keinen Platz in ihrer Heimat gibt. Dass sie verfolgt und getötet werden, wenn sie zurückkehren.

In westlichen Nachrichten erfahre ich, dass in Afghanistan seit 40 Jahren Krieg herrscht, aber ich kann sagen, dass wir seit 1880 keinen Frieden erlebt haben.

Unschuldige Bürgerinnen und Bürger sterben jeden Tag, alle 12 Stunden wird ein Mensch umgebracht. Aber man berichtet erst darüber, wenn die Zahl der Opfer mehr als 50 ist.

Sehr geehrter Innenminister Renz, Afghanistan ist nicht Sicher.

Heute rede ich deswegen, um gegen die ungerechten Handlungen der EU und Afghanistans zu protestieren; um geflüchtete Menschen in den Ländern leben zu lassen in denen sie Asyl beantragt haben. Lasst sie glücklich leben, mit Würde, zusammen mit ihren Familien, an einem sicheren Ort. 

Niemand aus Afghanistan ist hierher gekommen, um zu tanzen oder Europa zu genießen, sondern um in Frieden zu leben und zur Gesellschaft beitragen zu können. Das ist alles, was sie wollen.

Sehr geehrte Innenminister*innen, nun möchte ich euch bitten:

Bitte informiert Euch. Besucht eine Unterkunft und seht Euch die Umstände an unter denen Menschen dort leben. Seht wie Menschen depressiv und psychisch krank werden, aus Sorge um ihre Zukunft und durch den Druck des Asylverfahrens und Migrationsprozesses.

Ich kenne viele junge Menschen, die voller Hoffnung in Europa angekommen sind, hier glücklich und mit ihren Familien leben zu können. Innerhalb eines Jahres ziehen dieselben Menschen aus Hoffnungslosigkeit Selbstmord in Betracht, und manche haben sich bereits ihr Leben genommen. Sie haben viele Gründe:

Sie sind fern von ihrer Familie.

Sie sind fern von ihren Freund*innen.

Sie sind fern von Fröhlichkeit.

Sie erhalten wenig Unterstützung.

Sie sind dem täglichem Druck und Stress des Asylprozesses ausgesetzt.

Sie haben Angst um Ihre Zukunft.

Sie haben Angst zurück zu den Taliban geschickt zu werden.

Also sage ich: Stoppt die Abschiebung von geflüchteten Menschen, lasst sie hier ihr Leben leben!

Wenn Ihr ihnen keinen Grund zum Lächeln geben könnt, nehmt ihnen nicht das Lächeln, das ihnen noch geblieben ist.

Wenn wir im Westen Frieden für die Menschheit wollen, müssen wir Flüchtlinge menschlich behandeln. Wenn nicht, wohin sollen sie dann gehen?

Diejenigen, die sagen „Nicht mein Problem!“ und die Augen verschließen, riskieren desillusionierte Jugendliche ohne Perspektive und Ziel. Wollen wir nicht alle das gleiche? Frieden, ob in Europa oder in Afghanistan. Familien, die zusammenleben können, mit Perspektiven und Möglichkeiten anstelle von Verzweiflung.

Hoffnung anstelle von Tod.

Afghanistan ist kein sicheres Land.

STOP ABSCHIEBUNG NACH AFGHANISTAN!!

Gegen jede Abschiebung!

Abschiebungen sind ein schwerer Eingriff in die gesundheitliche Verfassung der Betroffenen und meist auch ihres Umfeldes. Jede Abschiebung ist staatlich legitimierte Gewalt. Den wenigsten ist diese Tatsache im Alltag bewusst. Wir haben uns nämlich an die meist klein gedruckten dürren Nachrichten in unseren Medien gewöhnt: „In der letzten Nacht wurde die Familie XY oder der abgelehnte Asylbewerber Z. von der Polizei abgeholt und mit dem Flugzeug in ihr Land rückgeführt.“ Aus dem Auge, aus dem Sinn.

Welche individuellen Dramen, Verletzungen, welches Leid, welche tiefe Verzweifelung dieser staatliche Gewaltakt hinterlässt, wird nirgends notiert, aufgezeichnet oder darüber Studien angefertigt. Die Folgen müssen die Betroffenen häufig selbst tragen.

Lest den vollständigen Redebeitrag