Redebeitrag: „Ja! zum Familiennachzug“

Diesen Redebeitrag hat ein Freund aus Syrien bei der Kundgebung gegen die drohende Aussetzung des Familiennachzugs gehalten.

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Freundinnen und Freunde,
wir stehen heute hier, weil ein großes Unrecht im Stillen geschieht.
Weil eine politische Entscheidung getroffen wurde, die das Leben vieler Menschen zerstört: Der Familiennachzug für Menschen mit subsidiärem Schutz wurde gestoppt – mit der Begründung, dass Syrien nach den letzten Veränderungen wieder „sicher“ sei.

Ja, die Situation hat sich verändert. Das alte Regime ist gefallen, es gibt eine neue Regierung.
Aber heißt das wirklich, dass Syrien jetzt sicher ist?
Haben die Verhaftungen aufgehört? Ist die Angst verschwunden? Können Menschen wirklich in Würde und Sicherheit zurückkehren?

Die Antwort ist: Nein.
Syrien ist heute nicht sicher. Es ist nicht stabil. Es ist kein Ort, an dem man ein Leben ohne Angst aufbauen kann.

Ich persönlich habe keine Familie, auf die ich im Rahmen eines Familiennachzugs warte.
Aber das hält mich nicht davon ab, den Schmerz derjenigen zu spüren, die jeden Tag auf ihre Mütter, ihre Kinder oder ihre Partner warten.
Ich bin hier, weil ich Mensch bin – und weil ich es nicht ertragen kann, dass anderen Menschen das Recht auf ein würdiges Leben genommen wird.
Ich stehe an der Seite jedes Menschen, dessen Herz zwischen zwei Ländern zerrissen ist – jeder Mutter, die nachts weint, jedes Kindes, das fragt: „Wann sehe ich meinen Vater?“

Das Verbot des Familiennachzugs ist kein gerechtes Gesetz.
Es ist eine offene Wunde in den Herzen tausender Familien.
Es ist eine harte Entscheidung, die die Realität ignoriert und den Schmerz der Menschen nicht anerkennt.

Wir sind heute hier, um klar zu sagen:
Syrien ist nicht sicher.
Sicherheit lässt sich nicht durch politische Einschätzungen messen, sondern durch das Leben der Menschen.
Familiennachzug ist kein Luxus – er ist ein menschliches Recht.

Jeder Mensch hat das Recht, mit seinen Liebsten zu leben.
Jede Familie hat das Recht, zusammen zu sein – nicht über die Welt verstreut.

Ich stehe heute hier nicht für mich, sondern für all jene, die ihre Stimme nicht erheben können.
Für die Familien, die müde vom Warten sind.
Für unsere Menschlichkeit – die wir niemals verlieren dürfen, egal wie schwierig die Zeiten sind.

Wir bleiben. Und wir werden weiterhin für Gerechtigkeit kämpfen.
Denn echte Gerechtigkeit ändert sich nicht mit politischen Systemen – sie lebt im Gewissen jedes freien Menschen.

Danke euch allen – und danke an alle, die noch an Gerechtigkeit und Menschlichkeit glauben.