50 Menschen für Menschenrechte – Für alle. Immer. Überall.

Kundgebung vor Erstaufnahmeeinrichtung Sternbuchholz

Am Tag der Menschenrechte luden 11 Organisationen zu einer Kundgebung vor der Landesaufnahmeerinchtung Sternbuchholz in Schwerin. Mehrere hundert Geflüchtete leben hier unter schwierigen Bedingungen. Darauf wollte PRO BLEIBERECHT am Tag der Menschenrechte aufmerksam machen und gleichzeitig über die Menschenrechtslage in verschiedenen Ländern informieren.

Die Kundgebung begann bei kaltem Regen mit etwa 20 Teilnehmer*innen, die aus ganz Mecklenburg angereist waren. Es bestand Interesse mit den Bewohner*innen des Erstaufnahmelagers ins Gespräch zu kommen. Im Laufe der Kundgebung wuchs die Anzahl der Teilnehmenden auf über 50 Menschen an.

Eine Aktivistin aus Syrien sprach über die Unterdrückung von Frauen unter dem Assad Regime und während des Bürgerkriegs. Inhaftierungen nach Demonstrationen und Folter und Vergewaltigung in Assads Knästen sind dort an er Tagesordnung. Sie sprach auch davon, wie viele Frauen ihre Stimmen für Gleichberechtigung erheben.

Ein Aktivist aus Afghanistan schilderte das Kriegstrauma einer ganzen Generation und widerlegte das Märchen vom „sicheren Land“ mit harten Fakten. Er hielt ein flammendes Plädoyer gegen Abschiebungen in das Land, in dem vielerorts die Taliban das Sagen haben.

Das Netzwerk für Flüchtlinge, Demokratie und Toleranz Parchim sprach über das Menschenrecht Religion – und wie rechte Populisten in Deutschland es dort instrumentalisieren, wo es ihnen passt – während sie an anderer Stelle offen rassistisch gegen Muslime*a hetzen.

Redebeiträge vom Landesjugendring MV zur fehlenden Beschulung der Kinder während der Unterbringung dort und von PRO BLEIBERECHT zur medizinischen Situation machten deutlich, dass das Konzept „Masseneinrichtung“ nicht tragbar ist.

Die Menschen werden hier in ihren individuellen Rechten beschnitten. Sie sollten so schnell wie möglich aus diesen Einrichtungen in Kommunen umgezogen werden – landesweit stehen etwa 2882 Plätze in Gemeinschaftsunterkünften leer, etwa viermal so viel wie derzeit in beiden Aufnahmeeinrichtungen wohnen müssen. PRO BLEIBERECHT geht weiter und fordert eine dezentrale Unterbringung in Wohnungen.

Eindrücklich wurde die Belastung, die aus dem Leben dort erwächst in der Schilderung eines jungen Mannes, der bereits 23 Monate (fast zwei Jahre) dort untergebracht ist:

„I love to learn, I love to educate myself. But here is nothing. No Deutschkurs, no school. Only sitting and waiting.“

Der Flüchtlingsrat Hamburg stellte dar, warum er gemeinsam mit PRO ASYL auf Zutritt zu Nostorf-Horst klagt, exemplarisch für andere Aufnahmeeinrichtungen. Die Beschneidung der Rechte von Asylsuchenden hat eine bittere Tradition seit den 80er Jahren. Es gilt für gleiche Rechte zu kämpfen! Grundsätzlich muss dafür die Isolation in Massenlagern durchbrochen werden.

Einen runden Abschluss für die Kundgebung bot die Schweriner Samba-Gruppe, die ihr „Refugees Welcome“ in rhytmische Trommelklänge verpackte. Einem kleinen Workshop schlossen sich noch etwa 10 Bewohner der Einrichtung an, die gerade aus der Stadt auf dem Nachhauseweg waren.

Einen Beitrag zu Sternbuchholz findet ihr im Nordmagazin (Minute 7:22).